Topic-icon Diesel im Motoröl

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25 Jan 2016 12:34 #671 von mentil
Diesel im Motoröl wurde erstellt von mentil
Kraftstoffeintrag ins Motoröl,
wie verflüchtigt sich dieser wieder?

In unzähligen Foren sind unterschiedlichste Bericht über den Eintrag von Dieselkraftstoff ins Motorenöl zu lesen. Die Aussagen sind sehr unterschiedlich und bisher konnte niemand seine Thesen wirklich begründen.

Fakt ist, dass es bei unterschiedlichen Betriebsbedingungen zu Eintrag von Kraftstoff in das Motorenöl kommt. Wir sprechen hier von Schmierstoff-Verdünnung.

Eigene Erfahrungen bewiesen mir, dass mit längerfristigen Kurzstreckenfahrten es zu einer Ölvermehrung kommt, die sich nach einer Langstreckenfahrt wieder reduziert.

Berücksichtigt man die Siedepunkte von Diesel und Biodiesel, kann es bei normalen Betriebstemperaturen zu keiner Verdunstung der Fremdlinge kommen. Dennoch ist eine nachvollziehbare Ölstandsveränderung nachzuvollziehen.

Ich suche nach einer technisch plausiblen Erklärung zur Verdunstung des Kraftstoffes und an welcher Stelle im Motor sich der unbeliebte Kraftstoffeintrag verflüchtigt.

Ich freu mich auch sachliche und technisch fundierte Beiträge

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25 Jan 2016 17:19 #673 von LIQUI MOLY
LIQUI MOLY antwortete auf Diesel im Motoröl
Hallo Mentil,

zum Kraftstoffeintrag in Motoröl kommt es normalerweise durch Kurzstreckenfahrten, sportlichen Fahrstil, Probleme mit DPF oder Probleme mit den Einspritzdüsen. Dadurch kommt Sprit zwischen dem Zylinder und den Kolben(ringe) vorbei, durch den Brennraum, in die Ölwanne.

Unterschiedliche Füllstände können auch von unterschiedlichen Messmethoden rühren. Daher ist es wichtig den Ölstand in gleichen Situationen am selben Parkplatz durchzuführen. (Bspw. immer direkt nach dem Abstellen des Fahrzeugs)

Nach DIN EN 590 hat der Diesel einen Flammpunkt von min 55°C oder höher. Nach DIN EN 14214 hat Biodiesel einen Flammpunkt von 101°C. Das heißt wenn wir Biodiesel im Motorenöl haben braucht es eine ziemlich hohe Temperatur damit dieser wieder verdampft. Beim
normalen Diesel geschieht dies um einiges schneller. Ein Motoröl arbeitet im Schnitt zwischen 80°C bis 100°C, wenn der Motor warmgefahren wurde.

Wie kommen jetzt diese Dämpfe wieder raus?
Alle Motoren haben ein PCV-Ventil (Positive Carter Ventilation) oder einfach ein geschlossenes Kurbelgehäuse-Entlüftungsventil. Dadurch kommen alle Dämpfe (Öl oder Diesel) wieder in Ansaugbereich und werden dort verbrannt.

Ich hoffe wir konnten Ihnen damit weiterhelfen.

Wenn Sie weitere Rückfragen haben, stehen wir gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr LIQUI MOLY-Team
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26 Jan 2016 07:44 #674 von mentil
mentil antwortete auf Diesel im Motoröl
Hallo LiquiMoly Team,

erst mal möchte ich mich für die prompte und ausführliche Antwort bedanken.

Mich verwundert es sehr, dass zum Austrag des Kraftstoffes der Flammpunkt herangezogen wird. Ich war der Meinung, dass hier der Siedepunkt zugrunde zu legen sei. Der Siedebereich von Diesel liegt zwischen 170 und 380°C.
Ich möchte den Vergleich mit Wasser anstellen. Der Siedepunkt von Wasser liegt bei ca. 100°C. Selbstverständlich kommt es bereits bei niedrigeren Temperaturen zur Verdunstung, in Abhängigkeit von Druck, Temperatur und Bewegung.
Wie kann ich diesen Sachverhalt auf Kraftstoff übertragen?
Welche Eigenschaft ist nun der Maßstab einer Verdunstung? Der Flammpunkt oder der Siedepunkt

Thomas Mentil

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26 Jan 2016 16:02 #675 von LIQUI MOLY
LIQUI MOLY antwortete auf Diesel im Motoröl
Hallo Herr Mentil,

um den Verdampfungsverlust von Motorenölen zu ermitteln gibt es den sog. Noack-Test. Dabei wird der Ölanteil in % ermittelt, der während 60 Minuten bei 250° C aus einer Öl­menge von 65 Gramm verdampft. Zudem müsste der genaue Verdampfungsverlust vom Kraftstoff (Diesel oder Benzin) herangezogen werden um konkrete Werte zu erhalten. Diese lassen sich jedoch nicht auf Ihr konkretes Problem anwenden, da wir von einem Öl-Sprit Gemisch sprechen, welches nicht näher definiert werden kann.

Der Flammpunkt einer Flüssigkeit wird dadurch bestimmt, in dem man eine Flüssigkeit erhitzt und mit einer Flamme über das Gemisch fährt bis sich die Gase entzünden, aber das Gemisch nicht selbstständig brennt. Auch hier gab es vorher schon eine Verdampfung wie auch in Ihrem Wasserbeispiel erklärt.

Darum lässt sich weder Flammpunkt noch Siedepunkt als Maßstab einer Verdunstung definieren.

Nochmal zurück zu ihrer Frage bezüglich Ölstandes.

Gründe, für die von Ihnen beschriebene große Schwankung des Ölstandes können wir daher nicht ableiten.
Grundsätzlich steigt der Ölstand, er sinkt oder bleibt auf gleichem Niveau. Grund für einen Anstieg ist meist eine Kraftstoffzufuhr. Grund für das Sinken des Ölstandes ist der Ölverbrauch (bzw. Verdampfungsverlust). Ein ausgewogener Ölstand lässt sich auf einer Vermischung beider angesprochenen Möglichkeiten zurückführen.

Ein Grund für die von Ihnen gemessenen Ölstände kann es sein, dass der die Ölstandsmessung einmal im kalten und einam im warmen Zustand erfolgte. Warmes Öl dehnt sich aufgrund der Hitze stärker aus.

Sollten Sie weitere Rückfragen haben, stehen wir gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr LIQUI MOLY-Team
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24 Okt 2016 22:49 #1234 von RtTechnik
RtTechnik antwortete auf Diesel im Motoröl
Man sollte dazu erwähnen, das es bei Fahrzeugen die (aktive) Partikelfilterregeneration durchführen, oftmals zu einem erhöhten Kraftstoffeintrag kommt.
Um die Temperatur im DPF zu erhöhen, erfolgt eine Kraftstoffeinspritzung währenddessen das Auslassventil geöffnet ist. Ein ungünstig platzierter Injektor begünstigt dieses Phänomen noch mehr.

Im Diesel ist zu dem Rapsmethylester (RME) enthalten, welcher erst ab ca130Grad aus dem Öl herausdampft. Dieser Temperaturbereich wird nicht bis kaum , abhängig vom Fahrprofil, erreicht.
Es empfiehlt sich bei Motoren welche einen hohen Kurzstreckenanteil haben, das Intervall entsprechend zu verkürzen .

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22 Mär 2017 00:47 #1595 von Hoerer1988
Hoerer1988 antwortete auf Diesel im Motoröl
Guten Tag,

Ich habe eine Frage.

Vorher möchte ich noch eine Kleinigkeit loswerden: ich finde es großartig, dass ein Hersteller auf diese Weise, seinen Kunden eine Möglichkeit des individuellen Informationsaustausches gibt!

Ich habe einen Audi A4 (HSN/TSN 0588/AFJ, Bj 2007). An diesem Motor ist mir aufgrund eines vorausgegangenen defekts, Diesel in den Motor/Ölwanne und Öl in den Kraftstofftank gefördert worden. Die Medien haben also einander sehr stark vermischt/ausgetauscht. Dieser Umstand fiel mir vorerst nicht auf. Da das Motorenöl seine Schmierwirkung einbüßen musste, ging der Turbolader kaputt. Der Turbolader wurde nach eingehender Fehleranalyse ersetzt (leider habe ich die Ölverdünnung nicht bemerkt). Da ich (KFZ-Mechatroniker) der Auffassung bin, dass ein Turbolader zwar relativ empfindlich, jedoch kein Verschleißteil ist, wurde eine Probefahrt unter Extrembedingungen durchgeführ. Ich fuhr bei Nacht auf die leere Autobahn und belastete den Motor mit Volllast (ca 20 Minuten 230 km/h). Meine Absicht dahinter war, dass der Turbolader lieber unter diesen Bedingungen einen Defekt erleidet, als wenn ich auf das Fahrzeug dringend angewiesen bin. Selbstverständlich war der neue Turbolader sofort kaputt. Daraufhin habe ich eine sehr umfangreiche Fehlersuche begonnen. Ich wurde aufmerksam auf die Problematik, nachdem ich eine geringe Menge Diesel aus dem Krafstofffilter meines A4 abgesaugt hatte, sehen Sie sich dazu den rechten Becher im angehängten Bild an. Im linken Becher ist Dieselkraftstoff aus einem anderen Fahrzeug. Der Dieselkraftstoff im Tank war pech-schwarz. Das Öl war optisch nahezu unverändert. Immer wenn ich erfahrene Mechaniker/Meister mit meiner Erklärung konfrontiere, dass mein Turbolader wegen des hohen Dieselanteils im Motorenöl kaputt gegangen ist, treffe ich auf Wiederspruch und Unverständniss, weil dies in abgeschwächter Form ein regulärer Prozess ist.

Dass Diesel nicht die gleiche Schmierwirkung hat wie Motorenöl ist mir völlig nachvollziehbar. Dass mein Motor mit großer warscheinlichkeit darunter gelitten hat ebenfalls. Der Turbolader benötigt dringend Schmierung und ebenso dringend Kühlung. Eine Turboladerwelle ist hydrostatisch gelagert. Alle diese Bedingungen sind sowohl mit Motorenöl als auch mit Diesel gegeben.

Der tubodefekt hatte folgende Symptome: Pfeiffgeräusche, verzögerter Ladedruck, zu niedriger Ladedruck, hoher Ausstoß von Motorenöl auf der Verdichterseite. Es war ein Axialspiel und erhöhtes Radialspiel festellbar. Es war eindeutig ein Schaden wegen Mangelschmierung.

Wie lautet eine nachvollziehbare Erläuterung, warum der Turbolader kaputt ging? Fehlten die passenden Additive? Ist Diesel nicht nicht in ausreichender Form Scher- bzw Druckbeständig? Hat es was mit der Siedetemperatur von Diesel zu tun? Ich wäre Ihnen um eine passende Erläuterung sehr verbunden.

Wenn mein Motor nicht gerade Diesel in der Ölwanne hat, befindet sich dort TopTec 4200. Ihre Erklährung hilft mir auch, gegenüber einem Kunden zu erklären, warum der Ölwechsel besonders wichtig ist, wenn man viel Kurzstrecken fährt.

Vielen Dank

Mit freundlichen Grüßen

Hoerer1988
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